THE PUBLIC DOMAIN

Ein Stück für 1000 Stimmen von David Lang

Musikalische Leitung Simon Halsey
Regie Jasmina Hadžiahmetović
Ausstattung Hella Prokoph
Dramaturgie Bettina Auer

Premiere, 19. Mai 2018, 15:00 Uhr,
Berliner Philharmonie

https://www.berliner-philharmoniker.de/education/projekte/vokalhelden/chorprojekt/


Fotos: © Monika Rittershaus, © Martin Walz
http://www.monikarittershaus.de


In einer Zeit, in der mit der Angst vor dem Anderen, vor dem Fremden wieder erfolgreich Wähler gewonnen werden, in der Staatengemeinschaften wieder in einzelne Nationen zerfallen, welche die eigenen Interessen meinen vehement verteidigen zu müssen, in der die Tendenz zur Aufspaltung herrscht, in solch einer Zeit ist es umso wichtiger, sich vor Augen zu führen, was allen Menschen gemeinsam ist. Denn was uns Menschen verbindet – wie z. B. „unsere Welt, unsere Leidenschaft, unsere Liebe zur Musik“ oder auch „unser Schmerz“ –, ist bei aller Individualität und Unterschiedlichkeit mehr, als was uns voneinander trennt. Darum geht es in David Langs neuer Komposition „the public domain“. Das Publikum ebenso wie die Sänger*innen können während der Aufführung hören, spüren und hautnah erleben, was wir alle miteinander teilen, was wir alle haben und alle brauchen – auch voneinander. Das Projekt selbst lebt diesen Gedanken, indem es unterschiedlichste Menschen zu einem musiktheatralen Kollektiverlebnis zusammenbringt. Eine wohl notwendige Utopie von Gemeinschaft in unserer Zeit.  
Wie in David Langs Chorstück „Crowd out“, das wir vor vier Jahren als „Vokalhelden“-Projekt aufgeführt haben, fächern sich die „1000 Stimmen“ erneut in fünf große Gruppen auf, die wiederum aus mehreren Chören bestehen. Diese strukturelle Einteilung wandeln wir in eine inhaltliche, indem wir den Gruppen politische bzw. gesellschaftliche Haltungen wie beispielsweise „liberal“ oder „kommunistisch“ zuordnen. Zu Beginn der Aufführung werden sich diese verschiedenen Gruppierungen langsam aus der Anonymität einer raunenden Masse herausschälen, um für ihre Werte und Lebensvorstellungen („Freiheit, Tradition, Sicherheit“) zu demonstrieren. Während sich hier zeigt, was Individuen zu kleineren Gruppen vereinigen kann, geht es im zweiten Teil um universale Verbindungen zwischen allen Menschen. Gemeinsam weben alle eine raumgreifende Installation: Fäden spinnen sich zwischen Unbekannten, Bilder kreuzen und Wünsche verknüpfen sich. Ein großes Netzwerk?
Das Publikum wird „the public domain“ nicht – wie normalerweise üblich – getrennt von den Chorsänger*innen erleben, sondern mitten ins Geschehen involviert. Gleich am Eingang erhalten alle Zuschauer*innen Karten mit verschiedenen Informationen, damit sie im wahrsten Sinne des Wortes mitspielen und auch mal mitsingen können. 

Text: © Bettina Auer